Geschlechterrollen in der Politik
Der 22.11.2005 war ein historischer Tag für die deutsche Politik: Erstmals wurde in Angela Merkel eine Frau zur Bundeskanzlerin gewählt. Dies zeigt: Auch Frauen ist der politische Aufstieg möglich, doch von einer gleichmäßigen Verteilung politischer Ämter an Männer und Frauen sind wir immer noch weit entfernt.
Was sagen die Zahlen?
Dies wird auch durch die Betrachtung der 16 Ministerpräsidentenämter bestätigt: Von 16 Bundesländern werden nur drei durch Frauen regiert, nämlich Rheinland-Pfalz durch Malu Dreyer (SPD), das Saarland durch Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sowie Nordrhein-Westfalen durch Hannelore Kraft (SPD). Auch bei den Bundestagsabgeordneten herrscht ein klarer Männerüberschuss: Von 630 Delegierten sind nur 232 Frauen, was einen Anteil von 36,8% ausmacht. Doch analysiert man diese Zahlen genauer, fällt auf, dass der Männerüberschuss vor allem durch die Verteilung in den Unionsparteien CDU/CSU begründet ist. Von deren zusammen 310 Abgeordneten sind nämlich 232 Männer, dies sind gut zwei Drittel. In der SPD lautet das Verhältnis von Männern zu Frauen 108:85. Verwunderlich dagegen ist, dass die Opposition dagegen von Frauen dominiert wird. Sowohl Linke als auch Grüne sind mit 29 Männern im Parlament vertreten, die Grünen zudem mit 34, die Linke mit 35 Frauen. Auch im Kabinett Merkel III sind Frauen in Person durch Johanna Wanka, Andrea Nahles, Barbara Hendricks, Manuela Schwesig und Ursula von der Leyen vertreten.
Was bedeuten diese Zahlen?
Das Beispiel “Frauen im Kabinett” repräsentiert die aktuelle Situation treffend. In der ersten Regierung Deutschlands nach dem Krieg, dem Kabinett Adenauer I, war noch gar keine Frau vertreten, momentan sind es immerhin fünf. Die Situation der Frau in der Politik hat sich also analog zur Stellung der Frau in der Gesellschaft und im Berufsleben gewandelt. Trotzdem kann man den Zahlen zufolge noch nicht von Gleichberechtigung sprechen. Auch im Kabinett fällt auf, dass die wichtigsten Posten (Finanz-, Innen-, Außen-, Wirtschaft-, Energieminister, Vizekanzler) von Männern besetzt sind. Doch auch hier hat die Berufung von Ursula von der Leyen zur Verteidigungsministerin den Aufbruch in eine neue Ära bedeutet.